Montag, 20. September 2021

Reine Kopfsache

Wer einmal das 10. Gebot aufmerksam liest, stellt überrascht fest: Hier spricht der Gott der Christen und Juden (der ja auch der Gott des Islam ist) bis heute ausschließlich die Männer, nicht aber die Frauen an. Was die Vermutung nahelegt, dass auch die übrigen neun Gebote nur an Männer und nicht an Frauen gerichtet ist. Nicht etwa, weil Frauen die besseren Menschen sind und keiner Gebote bedürfen, sondern weil sie ganz offensichtlich in den Augen dieses abrahamitischen Gottes (der ja in der gesamten Historie der Exegese stets der Gott war, dem die auslegenden Männer – nie Frauen! – die Worte in den Mund legten, die zu ihrer patriarchalen Auffassung passten) nicht relevant sind:

 

Exodus 20, 2-17 „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der FRAU deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“ (Beim EKD lautet das 10. Gebot heute: ‚Du sollst nicht begehren deines Nächsten FRAU, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.‘)

 

Schön also, wenn wir im Deutschen die gendergerechte Sprache propagieren. Dies Beispiel zeigt jedoch, dass das Problem ein grundsätzliches ist und mit einer grammatikalischen Revision in einer Einzelsprache rein gar nichts erreicht ist.