Dienstag, 3. September 2019


Die Hoffnung stirbt zuletzt


Manche Sätze bereiten mir seltsame Schwierigkeiten. Ein für mich geradezu prototypisches Exemplar dieser Spezies ist der vermeintlich so harmlose Stoßseufzer, den, zum Beispiel, schon mancher Fußballfan angesichts der schier aussichtslosen Situation seines Herzensclubs im Abstiegskampf ausgestoßen hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Natürlich weiß ich um die Metaphorik des Satzes. So wie der Dax nicht klettern, der Staat nicht eingreifen oder der Markt sich nicht selbst regulieren kann, so kann natürlich die Hoffnung auch nicht sterben, handelt es sich doch bei ihr wie bei allen anderen nicht um ein belebtes Wesen. Aber so, wie wir die Dinge nur zu gerne beim Wort nehmen, wenn es um den Dax, den Staat oder den Markt geht, so tue ich es ihnen gleich, wenn es um die Hoffnung geht. Deshalb überkommt mich stets ein Anflug von Trauer, wenn ich eben diesen einen Satz höre: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Er tut zum Verrecken nicht das, was er tun sollte – er spendet mir im Augenblick völliger Aussichtslosigkeit weder Trost noch lässt er mir einen Silberstreif am Horizont aufscheinen. Ganz im Gegenteil: Er besitzt für mich eine geradezu apokalyptische Dimension. Denn wenn es doch die Hoffnung ist, die zuletzt stirbt, so heißt dies doch nichts anderes, als dass alles andere wie auch alle anderen bereits vor ihr gestorben sind. Es also nichts und niemanden mehr gibt, der noch Hoffnung haben kann. 

Tritt dereinst der Fall ein, dass dieser Satz wahr wird, so läge das Ende längst hinter uns. Die Hoffnung hätte uns überlebt.

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