Die
Hoffnung stirbt zuletzt
Manche Sätze
bereiten mir seltsame Schwierigkeiten. Ein für mich geradezu prototypisches
Exemplar dieser Spezies ist der vermeintlich
so harmlose Stoßseufzer, den, zum Beispiel, schon mancher Fußballfan angesichts
der schier aussichtslosen Situation seines Herzensclubs im Abstiegskampf ausgestoßen
hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Natürlich weiß ich
um die Metaphorik des Satzes. So wie der Dax nicht klettern, der Staat nicht
eingreifen oder der Markt sich nicht selbst regulieren kann, so kann natürlich die
Hoffnung auch nicht sterben, handelt es sich doch bei ihr wie bei allen anderen nicht um ein belebtes
Wesen. Aber so, wie wir die Dinge nur zu gerne beim Wort nehmen, wenn es um den
Dax, den Staat oder den Markt geht, so tue ich es ihnen gleich, wenn es um die
Hoffnung geht. Deshalb überkommt mich stets ein Anflug von Trauer, wenn ich eben
diesen einen Satz höre: Die Hoffnung stirbt
zuletzt. Er tut zum Verrecken nicht das, was er tun sollte – er spendet mir
im Augenblick völliger Aussichtslosigkeit weder Trost noch lässt er mir einen
Silberstreif am Horizont aufscheinen. Ganz im Gegenteil: Er besitzt für mich eine
geradezu apokalyptische Dimension. Denn wenn es doch die Hoffnung ist, die
zuletzt stirbt, so heißt dies doch nichts anderes, als dass alles andere wie
auch alle anderen bereits vor ihr gestorben sind. Es also nichts und niemanden
mehr gibt, der noch Hoffnung haben kann.
Tritt dereinst der
Fall ein, dass dieser Satz wahr wird, so läge das Ende längst hinter uns. Die
Hoffnung hätte uns überlebt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen