Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht
Dann bin ich um den Schlaf gebracht
Lieber Harry Heine! Da finden sich, durchaus
ehrenwert, in deiner liebenswerten Geburtsstadt einige kunstsinnige Herren
zusammen, um in deinem Geiste einen Verein, den ‚Heinrich Heine Kreis’ zu gründen, der den „Völkerverständigungsgedanken und auch die internationalen Verbindungen
in Kunst, Kultur und Wissenschaft“ fördern soll. Und das alles, ganz
selbstverständlich, nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber unter
Ausschluss der holden Weiblichkeit.
Wie
bitte?
Ein Verein, der Heines Schaffen und Wirken hegen
und pflegen will, schließt – ausgerechnet!
– die Frauen aus? Dem Mann, der die Frauen liebte, werden die Frauen
entzogen? Heinrich Heine, der die emanzipierte Frau so besang wie niemand vor ihm ? Der sich liebend gern mit hochgebildeten Damen umgab, mit Germaine de Stael, George Sand oder
Rahel Varnhagen. Alles Frauen, die selbstbestimmt ihr Leben lebten und nicht im
bürgerlichen Biedermeier erstarben.
Heinrich Heine,
den von Jugend an zeitlebends keiner mehr prägte als die Frauen – seine Mutter
Betty ebenso wie seine Jugendliebe Molly oder Cousine Amalie. Der sich, beseelt
von einer sehr weltlichen Vorliebe fürs weibliche Geschlecht, als gestandener Mann in
einem Pariser Schuhladen Hals über Kopf in eine nach damaligen Maßstäben nicht
gerade ehrbare junge Frau verliebte, eine üppige, temperamentvolle Schönheit,
halb so alt wie er selbst. Und der ihr bis zu seinem Tod in großer Liebe und
lustvoller Zuneigung verbunden blieb.
So sehr, dass sie ihm gerade in seinen melancholischen
Stunden, an Deutschland schier verzweifelnd, allein durch ihre bloße Anwesenheit
und Erscheinung Trost spenden konnte:
Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht / Ich kann nicht mehr die Augen schließen, / Und meine heißen Thränen fließen.
Die ‚Nachtgedanken’ enden schließlich mit einer zärtlichen Ode an die geliebte Frau, Quell seiner Freude und sinnliche Aufheiterung:
Gottlob! durch meine Fenster bricht / Französisch heit’res Tageslicht; / Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen, / Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
In Zeiten wie diesen ist allein das schon Grund genug, um, will man Heines Angedenken in Ehren halten, niemals niemals niemals auf die Frauen zu verzichten. „Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön“. Und wenn man an sie denkt, wird einem wirklich recht „wunderlich zu Muthe“. Wunderlich in jedem Fall. In diesem Fall aber etwas anders, als Heine es gemeint hat.
Geleitet wird besagter ‚Heinrich Heine Kreis’ vom Chef des Theaters an der Kö, Rene Heinersdorff. Der, wie man unschwer erkennen kann, den Ehrentitel ‚Heine’ stolz im Namen trägt: Aus gegebenem Anlass entziehe ich Ihnen nun, werter Herr Heinersdorff, diese Auszeichnung. Auf dass Sie fürderhin im rheinischen Feuilleton unter dem kläglichen Restnamen ‚Rene Rsdorff’ vagabundieren mögen.
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