Braunau bleibt Braunau
In Österreich wird gerade recht lebhaft
darüber diskutiert, was denn nun mit dem, vermutlichen, Geburtshaus des Gröfazkes
geschehen soll. „Enteignung“ und „Abriss“ fordern die einen – es soll
damit „die dauerhafte Unterbindung der Pflege,
Förderung oder Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts oder eines
bejahenden Gedenkens an den Nationalsozialismus“ gewährleistet werden.
Sehr löblich. Zumal in Österreich. Aber
lebensfern. Falls Sie Ihr Herz nicht
am rechten Fleck haben sollten: Hand auf eben dieses – welcher hartgesottene
Antisemit stellt schon seine Wallfahrt ein, nur weil sein Wallfahrtsort dem
Erdboden gleich gemacht wurde?
Auf der anderen Seite stehen die, die
den Abriss vehement ablehnen und stattdessen aus dem Geburtshaus ein Museum
machen wollen. Etwas von „pädagogischem
Wert“. Ein ebenso löblicher Gedanke. Zumal, ich wiederhole mich gerne, in
Österreich. Es kann gar nicht genug über den Nationalsozialismus, über
Ursachen, Hinter- und Beweggründe, über aktuelle Wiedergänger und Ewiggestrige
aufgeklärt werden. Auch wenn’s dem einen oder anderen vielleicht schon aus den
Ohren rauskommen mag: macht nichts. Schon Ende der 40er, Anfang der 50er
gab’s reichlich Stimmen, die das raunten. Ob sie nun unfähig waren zu trauern
oder aber unwillig aus heimlicher Affinität – wer weiß?
Das Geburtshaus bleibt jedenfalls das
Geburtshaus. Zumindest für die, um die es hier eigentlich geht. Naiv wer
glaubt, ein Museum an gleicher Stelle würde die Pilgerströme der neuen braunen
Welle aufhalten oder nur ansatzweise eindämmen können. Da kann man machen, was
man will: Es ist völlig schnuppe. Die, die pilgern wollen, pilgern. Ob nun zum
Museum. Oder zur Brachfläche. Was schon im Namen – von wegen Schall und Rauch! – des Ortes, an dem
sich das unselige Gebäude befindet, begründet scheint: Braunau.
Selbstredend musste das zur
Pilgerstätte für erklärte Herrenmenschen verkommen. Aber
vielleicht liegt hier ja auch eine kleine, hinterfotzige Chance: Welcher
selbsternannte Arier würde denn schon inmitten seiner Spießgesellen damit
prahlen wollen, dass er demnächst zu des Führers Geburtshaus aufbrechen werde –
nach Lilau, Rosau oder gar Himmelblau?
Lächerlich? Vielleicht. Vielleicht wär’s
aber grad deshalb einen Versuch wert...
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